I do it my SWAY

Das weltweit mit Abstand am meisten verbreitete Präsentationsprogramm: Microsoft PowerPoint kam vor rund dreißig Jahren erstmals auf den Markt.

Vom Konzept her ist es ein Werkzeug zur Erstellung von (Overhead-)Folien mit neuen technischen Mitteln. Der Ansatz war der klassische Vortrag (in Vorlesungsform), der grundsätzlich auch ohne Folien durchgeführt werden könnte; die Folien dienen (bei angemessenem Einsatz) dazu, den roten Faden sichtbarer zu machen, die Wirkung des Vortrags zu verstärken oder sprachlich schwierig zu vermittelnde Sachverhalte zu verdeutlichen. Die typischen Fehler beim Einsatz von Powerpoint: zu viele Folien, textlich wie grafisch überladene Folien, Weiterprojektion von Folien, die im Vortrag eigentlich bereits abgearbeitet wurden… sind jedoch nicht erst mit Powerpoint entstanden,

sondern fanden sich auch schon beim Einsatz von (Overhead-)Folien. Bekanntester Fehler: Der Vortragende deklassiert sich selbst zum Folien-Jockey und zum Folienkommentator. Kennzeichen eines PowerPoint

-„Folien“-Satzes ist die verhältnismäßige Starrheit der Folienreihung, die mit dem festen Ablauf eines vorlesungs-artigen Vortrages korrespondiert und für diesen daher auch besonders tauglich ist. Für andere, „offenere“, auch eher improvisierte Vortragsformen ist PowerPoint damit andererseits eigentlich weniger geeignet. Bei Besprechungen, „meetings“ usw. ist im freien Gespräch von den ersten Minuten an mit Anregungen, Einwänden, Fragestellungen zu rechnen, die dazu führen können, dass ein ursprünglich (bei Erstellung der Präsentation) vorgesehenes Konzept nicht mehr zu halten ist. Die – wie schon gesagt – vergleichsweise Starrheit der PowerPoint-Präsentation lässt dieses Programm für solche Anlässe nicht als Werkzeug der Wahl erscheinen. Auch ist bei solchen Einsätzen, bei denen die Gestaltung eher in den Hintergrund tritt, die Verwendung von Powerpoint oftmals zu wuchtig und zu zeitaufwendig.

Natürlich behält Powerpoint weiterhin seine Berechtigung für die ursprünglich gedachte Vortragsart, wie auch für die Erstellung von Broschüren (wofür Powerpoint zunächst gar nicht vorgesehen war) wie auch für „hand-outs“ auf der Basis eines bestehenden Foliensatzes und für „selbst ablaufende“, z.B. per Mail zu verschickende Präsentationen ohne Vortragenden.

Für „offene“ Vorträge sind allerdings andere Werkzeuge erforderlich, die eine größere Beweglichkeit aufweisen, dem stärker improvisierten Ereignis angemessen auch eine kürzere Vorbereitungszeit erfordern und nach geringerer Einarbeitung und Schulung verlangen. Ein Programm, das diesen Anforderungen genügt, ist

neuerdings „Sway“ von Microsoft selbst, eine Office-Applikation, die ab Windows 10 verfügbar ist. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit, die Marktstellung von Microsoft betreffend, darf davon ausgegangen werden, dass Sway sich neben oder anstelle von Powerpoint mittelfristig als Marktstandard herausstellen wird. Bei Sway ist die Informationsvermittlung mit einem durchlaufenden Filmband, mit einer Art Farbrevue oder einem Hochglanzmagazin vergleichbar, durch das hindurchgeglitten oder hindurchgeblättert wird. Wichtig dabei: Situationsbezogen ist die vorgesehene Reihenfolge jederzeit veränderbar; es lässt sich schnell vor- und

zurückblättern. Sway ist von der Bedieneroberfläche her gegenüber PowerPoint stark reduziert und deutlich auf den Einsatz von Vorlagen hin ausgerichtet (was PowerPoint zwar auch kann bzw. wofür es ursprünglich sogar gedacht ist, was aber durch die umständliche Bedienerführung vielen Anwendern unbekannt ist). Dieses reduzierte und intuitivere Bedienerkonzept muss sich auch in der Schulung der Anwender widerspiegeln: eher zeitlich kurze, prägnante und vortragsartige Einheiten als klassische Ein- oder Zweitagesschulungen. Wegen der technischen Einfachheit des Programms kann umgekehrt eher als beim Einsatz von Powerpoint der Schulungsfokus auf allgemeine Fragen der Vortragskonzeption und -durchführung gerichtet werden.